Ein Traum wird wahr . . .

Blick von der Ranch auf die Rocky Mountains
Blick von der Ranch auf die Rocky Mountains

Im Sommer 2008 ging für meine Mutter und mich ein Traum in Erfüllung: Wir flogen in die USA, um für 2 Wochen bei den Lakota auf der Pine Ridge Reservation zu leben! Unsere Reise begann am Frankfurter Flughafen, wo wir auf die anderen Teilnehmer unserer Reise sowie Henning und Dirk, unsere Guides, stießen. Von da aus ging's weiter nach Denver. Dort holten wir unsere Mietwagen ab und machten uns auf den Weg, um den Abend auf einer Ranch am Fuße der Rocky Mountains bei Bekannten von Dirk zu verbringen.

Gewitter über Fort Laramie
Gewitter über Fort Laramie

Die Nacht hatten wir in einem Motel in Longmont verbracht, von wo es am nächsten Morgen auf nach Wyoming ging. Dort wollten wir Fort Laramie besuchen. Auf dem Weg dorthin stoppten wir noch bei den Oregon Trail Ruts. Dort sind heute noch die Wagenspuren im Gestein zu sehen, die die Siedler auf ihrem Weg in den Westen mit ihren Wagen hinterließen. In einer Felswand fanden sich noch weitere Spuren der Siedler: hier hatten sie ihre Namen und Jahreszahlen in den Stein geritzt. In Fort Laramie machten wir nach einem ausgiebigen Picknick eine Führung mit. Es war so heiß . . aber interessant, denn an diesem Ort waren im 19. Jhdt. einige der wichtigsten Verträge zwischen Indianern und Weißen geschlossen worden. Nach einem Zwischenstopp in unserem Motel in Guernsey kamen wir abends noch einmal nach Fort Laramie zurück, da dort Arapahoe und Schoschone Tänze vorführten. Anschließend erlebten wir ein spektakuläres Gewitter mitten auf der Prärie. Es war kein Donner zu hören, doch die Blitze zuckten fast genau über unseren Köpfen, während Tumbleweed an uns vorbei wehte . . .  

Leonard am Crazy Horse Gedenkstein
Leonard am Crazy Horse Gedenkstein

Heute hieß unser Ziel Fort Robinson, in Nebraska. Auf dem Weg dorthin hielten wir an einem DQ Restaurant und wurden von Dirk in das Geheimnis des Blizzards eingeweiht, eine Eis-Spezialität aus dem Süden. Vor allem Chocolate Chip Cookie Dough ist sehr zu empfehlen! Fort Robinson ist heute eine Art Urlaubs-Park. Man kann in historischen Häusern wohnen und es gibt verschiedene Angebote, von Schwimmen, Wandern, Kanufahren bis hin zum Reiten. Nach unserer Ankunft lernten wir auch endlich Leonard Little Finger, seinen Sohn John und einen Teil seiner Familie kennen. Leonard ist der Ur- Ur- Enkel des Häuptlings Big Foot, der 1890 beim Massaker am Wounded Knee getötet wurde. Nach einem Einführungsgespräch führte Leonard uns zu dem Platz, an dem Crazy Horse ermordet worden war. Es ist schon seltsam, wirklich an diesem Platz zu stehen, wo es passierte, wenn man jahrelang nur darüber gelesen hat. Anschließend ging es zum Chuckwagon Cookout in die Prärie, mit Lagerfeuer, Gitarre und Maiskuchen. Abends sollten noch Reiterspiele stattfinden, die sich jedoch als brutales Rodeo entpuppten, was ich mir nicht antun musste.

Ausritt in die Berge
Ausritt in die Berge

Der Tag heute begann für mich und drei weitere Reiseteilnehmer mit einem Ausritt in die Berge. Es war superschön und die Landschaft ist einfach atemberaubend. Und ebenso die Wege . . . da würden unsere Pferde zu Hause glaube ich nicht so einfach entlang gehen. Meine Mutter machte beim Spazierengehen auch eine nette Entdeckung: eine Klapperschlange lag direkt neben ihr im Gras. Das heißt, sie lag nicht nur, sie zischte auch schon . . .  Nach dem Ausritt begaben wir uns alle zum White River auf eine Kajaktour. Nachmittags besuchten wir mit John das Museum und Abends gab's ein großes Barbecue, wobei auch noch Teilnehmer aus der vorherigen Reisegruppe zu uns stießen, die es auch dieses Jahr wieder hierher gezogen hatte.

unser Camp in Oglala
unser Camp in Oglala

Heute ging es endlich zur Pine Ridge Reservation! In Oglala, wo wir auf dem Land von Leonard unser Camp aufschlagen sollten, erwartete er uns schon. Bisher stand nur eine Überdachung, unter der sich ein paar Tische, Stühle, Schränke und ein (sehr!) alter Herd befanden. Außerdem gab`s noch 2 Toiletten und eine neu gebaute Dusche. Bald darauf kam aber auch schon Larry und brachte drei Tipis mit, die wir mit seiner Hilfe aufstellten. Larry Berlitz stellt die Tipis und viele andere indianische Dinge selbst her, er hat sogar die Tipis und Kleider für den Film "Der mit dem Wolf tanzt" gemacht. Abends kamen noch viele Freunde und Verwandte von Leonard zu uns. Wir saßen bis spät in die Nacht am Lagerfeuer, einige machten Musik und die Kinder tanzten dazu.

Campground von Crazy Horse
Campground von Crazy Horse

Heute fuhren wir zu einer Ranch. Der Besitzer wollte uns einige besondere Plätze auf seinem Land zeigen. Es war das Gebiet, in dem Crazy Horse mit seinen Leuten gelagert hatte. Von einer Anhöhe aus konnten wir den Lagerplatz überblicken und auch den Berg sehen, den er zur Visionssuche aufsuchte. Anschließend führte uns der Rancher zu einem Ort, von dem vermutet wird, dass Crazy Horse hier begraben liegt. Niemand weiß, ob es wirklich wahr ist, aber es ist sehr wahrscheinlich. Noch heute wird der Ort regelmäßig von Indianern aufgesucht und mit heiligen Dingen geschmückt, wie Tabakbeuteln, bunten Bändern, Salbei und einem Büffelkopf. Anschließend zeigte Leonard uns noch einige Orte: Einer war ein alter Sonnentanzplatz, an dem noch heute Asche aus der längst vergangenen Zeit zu finden ist. Er zeigte uns auch mehrere Totenbäume, auf denen die Indianer ihre Verstorbenen bestatteten.

Leonard und John vor dem Höhleneingang
Leonard und John vor dem Höhleneingang

Der Tag heute begann damit, dass wir uns mit Leonard in der Schule trafen und er uns etwas über sein Projekt erzählte. Er kämpft gegen das Aussterben seiner Sprache und hat dazu diese Schule gebaut. Dort sollen die Kinder wieder in Lakota unterrichtet werden. Auch Bekannte Künstler wie Robbie Romero und Peter Maffay unterstützen ihn dabei und waren schon vor Ort. Anschließend brachen wir auf zum Wind Cave Nationalpark. Dieses Höhlensystem zählt zu den verwirrendsten überhaupt - und wir verloren prompt einen Teil unserer Gruppe, der erst zwei Stunden später begleitet von Rangern wieder auftauchte. Nach der offiziellen Führung erzählte uns Leonard noch etwas darüber. Es gibt angeblich nur einen bekannten natürlichen Eingang zu der Höhle und nach dem Glauben der Lakota kamen durch ihn die ersten Menshcen auf die Erde. Danach fuhren wir zum Custer State Park, der sich ebenso wie die Höhle in den wunderschönen Black Hills befindet. Dort schlugen wir an einem See unsere Zelte auf.

Crazy Horse Memorial
Crazy Horse Memorial

Heute morgen machten wir uns noch vor dem Frühstück auf zum Wildlife Loop. Getsern hatten wir schon unseren ersten Büffel am Straßenrand gesehen, heute sollten es noch sehr viel mehr werden. Außerdem kamen noch Antilopen u.a. dazu. Wir stärkten uns anschließend bei einem Frühstück in der Game Lodge, bevor wir unsere Zelte wieder verstauten und weiterfuhren. Schade, hier hätte ich wirklich noch viel mehr Zeit verbringen können. Unser nächstes Ziel war Mount Rushmore, der Ort, an dem die Präsidentenköpfe in die heiligen Black Hills gehauen wurden. Eigentlich hätten wir diesen Punkt gerne ausgelassen, da es eine Schande für die Indianer ist. Andererseits wollten wir aber auch einen Vergleich für das Crazy Horse Memorial haben, das wir danach besuchten. Hier wird seit 1940 eine Figur von Crazy Horse und seinem Pferd in die Black Hills geschlagen, die, wenn sie einmal fertig ist, noch um vieles größer sein wird als die Präsidentenköpfe. Auf dem Gelände befindet sich auch ein sehr schönes Museum über die indianische Kultur. Danach fuhren wir über Custer und Hot Springs in unser Camp auf der Reservation zurück.

Lakota Nation Wacipi
Lakota Nation Wacipi

Heute Abend sollte ein großes Pow Wow in Pine Ridge stattfinden. Vormittags fand bereits eine Parade mit bunt geschmückten Pferden und Autos statt, die wir uns ansahen. Den restlichen Tag verbrachten wir in der Schule, wo wir unter der Leitung von Susan und Kelly Looking Horse Dreamcatcher und Ohrringe aus echten Stachelschweinborsten anfertigten. Abends fuhren wir zum Lakota Nation Pow Wow in Pine Ridge. es war beeindruckend! Wir saßen bis in die Nacht dort und sahen den Tänzern zu, die sich zum Klang der Trommeln und dem Gesang bewegten. Niemand wollte nach Hause.

Edward Iron Cloud bei seinen Büffeln
Edward Iron Cloud bei seinen Büffeln

Heute fuhren wir nach Wounded Knee, wo 1890 das Massaker stattgefunden hatte, bei dem auch Big Foot, der Ur- Ur- Großvater von Leonard, ermordet worden war. Leonard erzählte uns die Geschichte über dieses tragische Ereignis, wie sie ihm von seinen Vorfahren weitergegeben worden war. 1973 rückte dieser Ort noch einmal in den Fokus der Welt, als er von Mitgliedern des AIM belagert wurde. Danach fuhren wir weiter in die Badlands, um in Wall unsere Zelte aufzuschlagen. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher zu Edward Iron Cloud, der eine eigene Büffelherde besitzt. Als wir die Herde gefunden hatten, begab er sich mit einer Tüte Futter einfach zwischen die Tiere und lockte sie zu uns an den Zaun!

am Big Foot Pass in den Badlands
am Big Foot Pass in den Badlands

Nach dem Frühstück im Wall Drug Store hatten wir noch Gelegenheit, uns die vielen kleinen Geschäfte anzuschauen. Es gab alles mögliche an Souvenirs, Büchern, Schuhen, Lederwaren . . . Nachdem wir die Zelte abgebaut hatten, fuhren wir zum Visitor Center des Badlands Nationalparks. Wir wanderten dann mit John den Notch Trail entlang. Die Badlands sind wirklich einzigartig und spektakulär. Aber wenn man sich vorstellt, dass im Winter 1890 hunderte halb verhungerte Lakota bei Schnee und Eis vor den Soldaten durch diese Berge flohen . . . Leonard erzählte uns davon, als wir nach der Wanderung am Big Foot Pass standen, dem Weg, den die Lakota damals nahmen. An diesem Abend fand noch etwas ganz Besonderes statt: wir durften an einer Schwitzhüttenzeremonie teilnehmen.

beim Trommelbau mit Kelly
beim Trommelbau mit Kelly

Den Tag heute verbrachten wir wieder in der Schule mit Kelly und Susan. Wir stellten nicht nur eine Parfleche und einen Medizinbeutel her, sondern auch eine Trommel mit Drumstick! Dann ging es daran, das Abschiedsessen vozubereiten. Dazu kam die Mutter von Martin, unserem Koch, in die Schule, um mit uns Frybread zu backen. Zwischendurch fuhren wir mit Dirk und Leonard zu einem Gebiet, in dem Chokecherries wachsen. Wir pflückten diese, um daraus Wojapi herzustellen. Zu dem Essen kamen nochmal viele Verwandte und Freunde von Leonard, auch Richard Broken Nose, der Medizinmann. Spät abends zog ein heftiges Gewitter heran, sodass wir die halbe Nacht in den Autos verbrachten.

Larry und Dirk - keine Angst, nur unser Reiseleiter
Larry und Dirk - keine Angst, nur unser Reiseleiter

Heute Vormittag kam Larry, um seine Tipis wieder abzuholen. Er brachte noch einige Dinge mit, die er hergestellt hatte, um sie uns zu zeigen, z.B. eine Babytrage und ein Schild. Ich sollte ein wunderschön besticktes Lederkleid anziehen (Wert: 4000$). Es ist richtig schwer, kaum vorstellbar, dass die Frauen diese Kleider in der Sommerhitze trugen. Nach den Abschlussfotos fuhren wir hinüber zur Schule, um uns von Leonard und John zu verabschieden. Dann ging's langsam zurück. Wir fuhren über Hay Springs und Hemingford und aßen in Scottsbluff noch einen letzten Blizzard. In Loveland aßen wir abends in einem "sehr amerikanisierten" China-Restaurant, das sogar mir gefiel. Vor allem die Choco-Wall zum Nachtisch . . .

am Flughafen in Denver
am Flughafen in Denver

Heute verbrachten wir die Zeit bis zu unserem Rückflug in Loveland. Dort gibt's einen super Buchladen, an dem ich natürlich nicht einfach vorbeigehen konnte. Anschließend ging's nach Denver zum Flughafen. Diesmal saßen wir sogar alle zusammen im Flugzeug und nicht über die ganze Maschine verteilt wie beim Hinflug. Zum Glück hatte ich wieder einen Fensterplatz. In den folgenden Stunden hatte ich genügend Zeit, die vergangenen zwei Wochen noch einmal nachzuerleben. Als wir schließlich in Frankfurt landeten, kam ich mir vor, als hätte ich das, was ich gerade alles erlebt hatte, nur geträumt und wäre nun aufgewacht. Es war mit einem Schlag alles wieder so anders. Obwohl ich hätte heulen können, dass ich wieder zurück war, bin ich doch unendlich glücklich und dankbar dafür, dass ich diese Reise miterleben durfte. Es war einfach unglaublich toll!!