Donnerstag, den 23.07.2020

Bis zuletzt hatten alle gehofft, dass es doch noch klappen würde und wir diesen Sommer zu unserem neuen großen Abenteuer auf dem Missouri aufbrechen könnten. Doch Corona machte uns, wie so vielen anderen auch, einen dicken Strich durch die Rechnung. Zunächst musste die Yukon-Reise auf nächstes Jahr verschoben werden und kurz darauf dann auch unsere Tour nach Montana. Einerseits ist das natürlich sehr schade, da man sich nun schon sooo lange darauf gefreut hat. Andererseits: die Reise wurde nur verschoben und nicht abgesagt - und es finden statt dessen zwei Kanu-Reisen in Deutschland statt!

Obwohl ich gern in fremde Länder reise, bin ich auch gern in Deutschlad unterwegs. Wir haben hier auch selbst so viele tolle Landschaften und Nationalparks: im Süden die Berge, im Norden das Meer, dazwischen Wälder, Seen, Flüsse ... auch hier gibt es so viel zu entdecken! Zum Beispiel das Elbsandsteingebirge in Sachsen bzw. Tschechien.

Genau dorthin sollte uns nun also die Ersatz-Kanutour führen: In einer Woche sollte es auf der Elbe von Ústí nad Labem in Tschechien über Dresden und Meißen bis nach Riesa gehen.

 

Am Donnerstag Morgen geht es also los. Mit dem ICE wollen wir von Köln über Berlin nach Ústí reisen - doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Unser Zug fällt bereits in Köln aus, es wird ein Ersatzzug gestellt und wir müssen noch einmal zusätzlich umsteigen. Aber immerhin, es gibt keine großartige Verspätung. Dabei hatte ich diese schon fest mit eingeplant, daher haben wir in Berlin dann auch 2 Stunden Aufenthalt. Wir nutzen die Zeit und laufen mitsamt unseren Koffern über die Spree bis zum Regierungsviertel - hier kann man zumindest für eine Weile die Maske abnehmen und durchatmen.

Im Zug nach Ústí haben wir ein eigenes Abteil - nicht ganz unpraktisch mit den Rucksäcken und Taschen. Auf den letzten Kilometern der rund dreistündigen Fahrt führen die Gleise an der Elbe entlang, sodass wir schon einmal einen ersten Eindruck von der Strecke bekommen, die wir in den nächsten Tagene entlang paddeln werden. Und ich muss sagen, ich bin total begeistert! Bisher kannte ich die Elbe nur aus Hamburg, hier sieht sie vollkommen anders aus. Viel ruhiger und schmaler, gesäumt von Wäldern, Wiesen und eben den berühmten Sandsteinfelsen. Was für eine tolle Landschaft! Vom Zug aus sehen wir sogar die berühmte Basteibrücke - dort werden wir in wenigen Tagen nicht nur vorbei paddeln, sondern sogar selbst drüber laufen.

Aber zunächst steigen wir in Ústí aus. Am Bahnhof treffen wir dann auch direkt auf einige Mitreisende aus unserer Gruppe, wir waren sogar im selben Zug unterwegs! Zusammen machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns zu unserem Campingpatz bringen soll. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da die Fahrer weder Deutsch noch Englisch sprechen. Doch schließlich sind drei Autos organisiert. Zum Glück hatten wir bereits ein paar tschechische Kronen eingesteckt, denn weder mit Euro noch mit Karte kommt man hier weit.

Schließlich kommen wir aber doch alle auf dem Campingplatz an, wo uns Dirk und weitere Reiseteilnehmer bereits erwarteten. Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt haben gibt es auch schon Abendessen und anschließend eine kleine Vorstellungsrunde, wo jeder ein wenig von sich und seinen Erwartungen erzählen kann. Insgesamt sind wir 18 Leute aus ganz Deutschlang und auch Österreich, darunter absolute Kanu-Neulinge aber auch Profis, die sogar ihre eigenen Kajaks mitgebracht haben. Einige hatten ursprünglich die Reise zum Yukon gebucht, andere waren bereits mit Dirk unterwegs gewesen und wieder andere wollten auf dieser Reise das Kanufahren ausprobieren. Insgesamt also eine bunt gemischte Truppe, auch vom Alter her ist von 12 bis 69 alles vertreten. Es verspricht eine spannende Woche zu werden!

Doch zunächst einmal wird es eine spannende Nacht.

Im Grunde besteht der Campingplatz aus einer Kneipe mit Spielplatz und Picknicktischen und ein wenig Rasenfläche, wo unsere Zelte stehen. Und heute Abend spielt eine Live-Band - nur wenige Meter von unseren Zelten entfernt. Mit Schlagzeug, Gitarre und Mirkos, eben alles was dazu gehört. Als sie irgendwann am späten Abend verstummt, geht die Party natürlich trotzdem lautstark weiter. Was aber im Grunde auch nicht mehr viel ausmacht, da an zwei Seiten des Platzes Eisenbahnstrecken entlang führen ... Wohl dem, der Hennings Rat befolgt und Ohrstöpsel eingepackt hat ....

die Elbe fließt direkt am Campingplatz entlang
die Elbe fließt direkt am Campingplatz entlang

Freitag, den 24.07.2020

Nach einem ausgiebigen Frühstück - unter anderem wieder mit dem obligatorischen und köstlichen Oatmeal - heißt es warten. Dirk muss aufgrund einer Planänderung mit seinem Auto zurück nach Dresden und von dort mit den Leuten vom Kanuverleih und den Booten wieder hierher. Das dauert eine Weile und so bauen wir schon mal die Zelte ab und Mama und ich laufen ein Stück an der Elbe entlang. Wir kommen an wunderschönen Häusern vorbei, doch wenn man sich vorstellt, dass direkt dahinter die Bahnlinie verläuft ...

Gegen Mittag kommt Dirk mit den Kanus zurück. Wir erhalten Tonnen und Schwimmwesten und eine Einweisung und dann geht es ans Beladen der Boote. Am Anfang ist das immer noch recht kompliziert und man muss erstmal ein System entwickeln, wie alles am besten und pracktischsten verstaut werden kann. Aber irgendwann ist es geschafft: die Boote liegen im Wasser, Dirk macht noch ein paar Fotos und los geht's!

Wir sind zu dritt im Boot: ich vorne (super zum fotografieren ;-)), Mama in der Mitte und Klaus als Steuermann hinten. Es gibt noch ein weiteres 3er Boot, die anderen sind mit 2 Personen besetzt. Wir kommen recht zügig voran und müssen immer wieder abbremsen bzw. aufhören zu paddeln, um Dirk nicht zu überholen.

Wir sind kaum eine halbe Stunde gepaddelt, als das erste Hindernis auftaucht: ein Staudamm! Oh man. Mir sind diese Dinger ja von Land aus schon nicht geheuer, und nun sollen wir mit unseren kleinen Nussschalen mittenrein ... aber ich muss sagen, wenn man mittendrinn ist, ist es nur halb so schlimm wie es von außen aussieht. Das Gefühl werde ich auch haben, als wir mitten durch Dresden paddeln - aber dazu später. Nun sind wir erstmal gespannt, wie es weiter geht. Manchmal lassen die Schleusenwärter Kanuten so durch, manchmal muss man erst auf größere Schiffe warten und mit denen zusammen hinein. Oh je, wenn ich mir vorstelle mit so einem riesigen Ding in der Schleue, das von einer Seite zur anderen schaukelt ... glücklicherweise ist kein Schiff in Sicht und die Schleusentore öffnen sich trotzdem. Es hätte auch durchaus sein können, dass wir die Boote hier hätten umtragen müssen, was einen ziemlichen Aufwand bedeutet hätte. Aber wir scheinen Glück zu haben und fahren frohen Mutes hinein. Und warten. Und warten. Und warten ... Es tut sich nichts. Die Tore hinter uns sind nach wie vor geöffnet. Warten die Wärter doch noch auf weitere Schiffe? Als sich eine gefühlte Ewigkeit nichts tut, klettert Dirk die Mauer hoch und macht sich auf die Suche nach jemandem, der Auskunft geben kann. Als er zurück kommt, weiß er auch nicht mehr. Die Schleusenleute sprechen weder Deutsch noch Englisch. Also warten wir weiter. Und irgendwann schließen sich tatsächlich die Tore hinter uns und das Wasser sinkt und sinkt. Als sich die Tore vor uns öffnen, erwarten wir fast mit einem Schwall wie auf der Wasserbahn in den Fluss entlassen zu werden - doch alles geht ganz geruhsam von statten. Das hier war auch die einzige Schleuse, die wir auf unserer Reise passieren müssen - ab hier fließt die Elbe frei bis Cuxhaven.

Da wir heute erst spät los gekommen sind und uns die Schleuse einiges an Zeit gekostet hat, kommen wir auch erst spät an unserem Campingplatz an. Er ist ziemlich neu - und liegt direkt unter einer Autobahnbrücke. Na großartig. Erst die Eisenbahnen und das Live-Konzert, nun das. Aber es kommt noch besser. Verabredet war, dass uns der Platzbetreiber Bootswagen zur Verfügung stellt, mit denen wir die Kanus die steile Böschung bis zu Platz hochziehen können. Doch wir sind offenbar zu spät dran, denn der Nebeneingang zum Platz ist bereits verschlossen und Dirk muss über den Zaun klettern, um jemanden ausfindig zu machen. Eine Bar auf dem Campingplatz hat noch geöffnet, aber da kann niemand weiterhelfen. Doch wir haben mal wieder Glück im Unglück: Dirk ruft den Platzbetreiber an und der spricht nicht nur Deutsch, sondern kommt sofort raus um zu helfen! Doch trotz allem wird es eine mühselige Angelegneheit. Wir lassen die Kanus umgedreht am Ufer zurück und schleppen die ganze Ausrüstung und die Packsäcke den Berg hoch. Als endlich alles oben ist, inspizieren wir die Plätze, die uns zur Verfügung stehen. Sie liegen tatsächlich direkt unter der Autobahn! Bei einigen macht sich Unmut breit. Die erste Etappe heute war ordentlich anstrengend, dann die Plackerei und nun sollen wir auch noch unter einer Brücke schlafen ... Doch wieder wird am Ende alles gut: Es gibt noch ein paar freie Plätze auf einer Wiese und da es bereits stockdunkel ist als alle Zelte stehen, machen wir uns zusammen auf den Weg zu einem nahen Restaurant. Dirk hatte zwar angeboten zu kochen, aber das wollen wir ihm heute nicht noch zumuten. Allerdings hat die erste Gaststätte bereits die Küche geschlossen und in der Kneipe dahinter gibt es nichts zu essen. Die Bedienung schickt uns aber um die Ecke zu Luigi, wir sollen uns dort Pizzen holen und können die gern bei ihnen essen. Gesagt getan und als kurz darauf alle zufrieden bei Pizza und Bier auf der Terrasse sitzen, sind die Anstrengungen bereits vergessen und die Welt wieder in Ordnung.

Samstag, den 25.07.2020

Die Nacht verlief dann trotz Autobahn recht ruhig und am Morgen treffen sich alle gutgelaunt zum gewohnt umfangreichen Frühstück. Es ist bereits jetzt sehr warm und alle kommen ins schwitzen, als die Tonnen und Säcke wieder die Böschung hinunter geschafft und in die Boote geladen werden müssen. Dann geht es los. Zunächst passieren wir noch ein paar Industrieanlagen, doch dann ist die Elbe wieder gesäumt von Wald und Hügeln. Wir überqueren die Grenze zu Deutschland.

 

Wir kommen an Bad Schandau vorbei und landen an - denn hier soll es ganz in der Nähe eine Eisdiele geben! Genau das richtige bei dem Wetter. Wir müssen wieder eine Böschung hoch klettern und finden uns auf einer Festwiese wieder, auf der gerade ein Handwerkermarkt stattfindet. Auch die Eisdiele ist schnell gefunden; hier gibt es nicht nur die Sorte "dunkle Schokolade", sondern auch "weiße Schokolade"! Mmmh :-)

Unser heutiges Ziel ist ein Hostel kurz hinter Königsstein, auf dessen Zeltwiese wir campieren dürfen. Hier werden wir zwei Nächte bleiben, denn morgen ist "Wandertag". Zum Abendessen - es gibt Nudeln :-) - kommt uns Micha besuchen, der Paddel-Kumpel von Klaus. Die beiden wohnen in Radebeul, also nicht allzu weit von hier, und haben schon einige Touren zusammen unternommen.

Sonntag, den 26.07.2020

Heute haben die Kanus Pause und wir verbringen den Tag mit wandern. Zur Auswahl stehen eine Tour auf den Lilienstein oder zur Festung Königstein. Die meisten entscheiden sich für Letzteres, doch da man die Festung auch besichtigen kann, hört sich das für Mama und mich nach zu viel Rummel an - und wir machen uns auf den Weg zum Lilienstein. Leider fängt es kurz nach dem Frühstück an zu regnen, aber wir haben ja Regensachen dabei. Und besser es regnet heute beim wandern als an einem der anderen Tage im Boot. Außerdem ist es nicht kalt und bei den Anstiegen, die wir noch vor uns haben, ist Regen fast besser wie gleißende Sonne.

Der Wanderweg beginnt direkt am Zeltplatz und führt durch den Wald und vorbei an Wiesen, bis wir den Lilienstein direkt vor uns sehen. Der Aufstieg führt wieder durch einen Wald und ist ziemlich steil und anstrengend. An den Stellen, die zu steil sind, wurden Stufen in den Fels gehauen. An einer Felswand entdecken wir eingeritzte Namen und Jahreszahlen - einige stammen aus den 18. Jahrhundert! Wow. Je höher wir klettern, desto schöner wird die Aussicht, auch wenn es noch immer regnerisch und nebelverhangen ist. Aber irgendwie passt es zu der Landschaft. Oben angekommen folgen wir verschiedenen Pfaden rund um den Tafelberg. Einzelne Felsen sind mit Hängebrücken verbunden und überall gibt es kleine Aussichtspunkte. Und genau hier passiert es: meine Kamera funktioniert nicht mehr. Die Bilder werden plötzlich immer heller, sodass ich es zunächst auf den Nebel schiebe. Doch dann sind sie plötzlich ganz weiß. Das darf doch nicht wahr sein! Da bin ich an so einem tollen Ort mit so einer Aussicht, und dann das! Ich ärger mich fürchterlich, zumal die Kamera an meinem Smartphone auch nichts mehr taugt. Zum Glück hat Mama ihrs dabei und die Kamera ist sehr gut, also fotografiere ich damit weiter. Und hoffe, dass mein Apparat sich irgendwie wieder einkriegt ...

Es ist auf jeden Fall toll, einen so weiten Blick über die Landschaft zu haben. Wir können die Elbe sehen und bekommen nun auch einen Eindruck davon, durch was für eine großartige Landschaft wir hier paddeln. Denn vom Boot aus sieht man ja meist nicht viel mehr als das Ufer. Wir entdecken auch die Festung Königstein.

Wir haben die Nordroute auf den Lilienstein genommen, über den Südabstieg klettern wir wieder hinunter. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und da es noch nicht allzu spät ist, wollen wir auch noch hoch zur Festung Königstein. Das heißt, ich möchte hoch - Mama ist nach der Kletterei nicht ganz so begeistert, das ganze nochmal zu wiederholen. Aber wenn man schon mal hier ist ... Also nehmen wir die Fähre über die Elbe und laufen durch Königstein hoch zur Festung. Der Weg ist auch recht steil, aber man muss nicht so viel klettern. Uns kommen jede Menge Leute entgegen und wir sind froh, dass wir uns zunächst für den Lilienstein entschieden haben. Wobei die Festung auch sehr beeindruckend ist. Man kann sie auch besichtigen und dort wohl einiges an Zeit verbringen, aber das schaffen wir heute dann doch nicht mehr. Als wir oben ankommen und den Wald verlassen, frischt der Wind auf. Wir drehen uns um - uns kriegen einen Schreck. Hinter uns ist eine pechschwarze Wand im Anmarsch! Wir schaffen es noch zu einem Aussichtspukt, doch bald darauf fängt es auch schon an zu schütten und zu gewittern. Großartig. Schnell machen wir uns an den Abstieg und sind vollkommen durchnässt, als wir unten ankommen. Als wir mit der Fähre wieder ans andere Ufer übersetzen, gewittert es noch immer. Doch wir haben Glück: Kurz darauf zieht das Unwetter weiter, es hört auf zu regnen und die Sonne kommt heraus! Wir müssen noch ein paar Kilometer bis zu unserem Zeltplatz laufen und als wir dort ankommen, sind wir fast wieder trocken.

Zum Abendessen gibt's nochmal Pasta und zum Nachtisch Kaiserschmarn - alle sind begeistert!

Doch damit ist der Tag noch nicht vorbei. Neben dem Hostel gibt es einen Bauernhof. Der Bauer hatte seine Kühe auf einer Weide direkt an der Elbe, doch irgendjemand hat den Stromzaun zerstört. Der Bauer hat die Kühe auf eine andere Weide am Hof getrieben, doch ein erst 3 Tage altes Kälbchen fehlte. Urta, die genauso tierlieb ist wie ich, macht sich große Sorgen und möchte dem Bauern gern bei der Suche helfen. Er und sein Nachbar waren bisher erfolglos. Als sich ein Bekannter der Hostelbetreiber bereit erklärt, uns die paar Kilometer zur Weide zu fahren, schließe ich mich Urta an. Wir laufen die Wiesen ab in der Hoffnung, das Kälbchen irgendwo zu entdecken. Das Gras steht ziemlich hoch und ist durch den Regen triefend nass - und so auch kurz darauf unsere Schuhe. Langsam fängt es an zu dämmern, doch wir haben es nicht gefunden. Als wir die letzte Wiese nochmal abgegangen sind, machen wir uns niedergeschlagen auf den Weg zurück. Doch da entdecken wir in der Ferne den Bauern: Er hat die Mutterkuh freigelassen und sie läuft auf uns zu, in Richtung der Wiese, auf der die Kühe vorher waren! Und der Bauer hinterher. Wir sind gespannt und warten, was passiert. Nach einer Weile hören wir lautstarkes Gemuhe. Ob sie das Kleine gefunden hat? Und ... ob es ihm gut geht? Wir warten weiter. Und kurz darauf erkennen wir einen Schatten in der Dunkelheit: die Mutterkuh kommt zurückgetrabt - gefolgt von dem Kälbchen!!! Sie läuft zielstrebig zurück zu ihrer Herde und wir sind überglücklich. Was für ein Happy End!

Montag, den 27.07.2020

Der Morgen beginnt, wie der Abend endete: mit einer freilaufenden Kuh. Die Weide liegt direkt neben dem Zeltplatz und die Kuh ist auf dem Weg in unsere Richtung. Ich sage an der Rezeption Bescheid und sie wollen den Bauern informieren, offenbar passiert das hier öfter ...

Wir machen uns mit unseren Kanus wieder auf den Weg und erreichen schon bald die berühmte Bastei. Hier landen wir an und wer mag, kann zu ihr hochwandern. Der Weg nach oben ist zwar steil aber sehr eben und kein Vergleich zu den Anstrengungen gestern. Aber es sind Massen an Menschen unterwegs. An den Aussichtspunkten und auf der Brücke selbst ist es rappelvoll und an einigen Punkten muss man Schlange stehen. Naja, immerhin ist das hier die berühmteste Felsformation der Sächsischen Schweiz und das beliebteste Ausflugsziel der Region.

 

Allzu lange können wir uns allerdings nicht aufhalten, denn wir haben heute noch einiges an Strecke vor uns. Aber für ein Eis kurz vor der Abfahrt ist zum Glück noch Zeit.

Die Landschaft, durch die wir nun paddeln, ist wieder wunderschön: Zunächst ist das Ufer noch gesäumt von den Sandsteinfelsen, dann wieder Wald und schließlich wird es flacher. Am frühen Abend erreichen wir unseren Campingplatz für die nächste Nacht. Hier ist auch die Station von Kanu-Dresden, von denen wir die Boote geliehen haben. Hier hat Dirk also auch sein Auto abgestellt und nutzt die Gelegenheit, um in die Stadt zu fahren und die Vorräte aufzustocken. Und das nicht zu knapp: Zum Abendessen gibt es gegrillte Hamburger (ja, auch vegetarisch!) und zum Nachtisch Unmengen an Kuchen und Eis.

Die Wiese auf der wir zelten ist recht groß, sodass man sich vor dem Zelt richtig ausbreiten kann. Direkt dahinter ist ein Zaun, der den Platz vom angrenzenden Freibad abtrennt. Der Zaun eignet sich wunderbar zum trocknen der ganzen Sachen, die gestern im Regen nass und bisher noch nicht richtig trocken geworden sind. Was für ein Luxus! Wie man sich über solche Kleinigkeiten plötzlich wieder freuen kann ;-)

Dienstag, den 28.07.2020

Da von gestern Abend noch einiges an Eis übrig geblieben ist, gibt es das heute zum Frühstück. Wir haben unterwegs ja keine Kühlmöglichkeit, also muss es weg. Und da es auch über Nacht nicht im Gefrierfach war, ist es jetzt so flüssig wie ein Milchshake. Aber anstatt in Milch kann man sein Müsli auch dort wunderbar rein rühren :-)

Heute liegen knapp über 32 Kilometer vor uns und es ist recht windig. Außerdem müssen wir immer wieder auf Fähren und Ausflugsdampfer aufpassen, die uns hier passieren. Bisher war recht wenig Schiffsverkehr auf der Elbe, aber nun kommen wir an den berühmten Elbschlössern vorbei und Dresden immer näher - ein Gebiet, in dem eben auch viele Tagesausflügler auf dem Wasser unterwegs sind.

Und dann sind wir kurz vor Dresden. Wir wissen noch nicht genau, ob wir dort zumindest für einen kurzen Fotostopp anhalten können, doch wir haben Glück. Wir finden ein ziemlich schlammiges Ufer und können zumindest von dort aus einen Blick auf die Stadt werfen und ein paar Gruppenfotos machen. Es sieht schon beeindruckend aus mit den ganzen prunkvollen Gebäuden - aber naja, so wahnsinnig begeistern tun Städte mich ja generell nicht. Außerdem werden Mama und ich am Ende der Reise nochmal nach Dresden kommen und uns die Stadt ein wenig von Land aus ansehen.

 

Ich habe oft gelesen und gehört, dass die Kanustrecke auf der Elbe ab Dresden nicht mehr besonders aufregend ist und man sich den Abschnitt eigentlich sparen könnte. Aber im Gegenteil, ich finde besonders diesen Teil wunderschön. Klar, es gibt keine großen Schlösser und Burgen und Berge mehr, aber die Landschaft wird flacher, weiter und offener. Wir kommen an grünen Wiesen und Feldern vorbei und man hat den Eindruck, sie würden sich links und rechts kilometerweit erstrecken. Aber tatsächlich ist die nächste Straße sicher nicht weit ...

Unser Ziel für heute in der Campingplatz Coswig, zu dem auch ein Freibad und Badesee gehört. Nachdem das Zelt aufgebaut und alles parat ist, ist allerdings nicht mehr viel Zeit bis es schließt, daher verzichte ich aufs Schwimmen. Der Campingplatz und auch unsere Zeltwiese ist rappelvoll und wir müssen vor allem im Dunkeln aufpassen, dass wir nicht über die ganzen Zeltleinen stolpern.

MIttwoch, den 29.07.2020

Unser letzter Tag auf dem Wasser bricht an. Wir fahren gegen 11 Uhr los, es ist ein bisschen windig, aber die Sonne scheint. Die Landschaft ist nach wie vor toll. Wir passieren Meißen und bestaunen den Dom, entdecken Störche am Ufer und kommen an einer Ranch vorbei, wo sogar 2 Mustangs auf den Koppeln stehen! Wie gut, dass wir Klaus im Boot haben; unser persönlicher Reiseführer versorgt uns steht's mit interessanten Infos zur Gegend, durch die wir gerade fahren. An dieser Stelle noch mal ein großes DANKE Jimmy, wenn du das hier liest ;-)

Irgendwann kommen wir an einer Eisdiele vorbei, wo wir anlanden und Pause machen. Wie praktisch, dass Eiscafés immer so schön am Flussufer gelegen sind :-) Auch hier gibt es wieder tolle Sorten; ich entscheide mich für Schwarzwälder Kirsch und Quark-Orange.

Wir sehen nicht viel von dem hübschen Ort, aber im Hintergrund befinden sich ockerfarbene Felsen, die mit grünen Sträuchern kärglich bewachsen sind und sich toll gegen den strahlend blauen Himmel abheben. Man könnte fast meinen, man wäre in den USA.

Bei herrlichem Wetter kommen wir zügig voran und sind viel zu schnell am Ziel. Wir werden schon von einem freundlichen Herrn erwartet, der unser Gepäck mit seinem Wagen zum Campingplatz bringt. Wobei, eigentlich ist es ein alter Gutshof, zu dem unter anderem eine Zeltwiese gehört. Dort gibt es wohl verschiedene soziale Projekte. Unsere Kanus werden ebenfalls verladen und abgeholt und wir machen uns mit einer groben mündlichen Wegbeschreibung auf den Weg zum Zeltplatz. Wie durch ein Wunder kommen wir dort sogar an, ohne uns zu verlaufen. Die Wiese ist wunderschön. Wir haben super viel Platz und können uns ausbreiten. Das Wetter ist noch immer traumhaft schön und als es dunkel wird, machen wir zum Abschluss ein Lagerfeuer. Wie schön! Nur schade, dass Dirk nochmal mit zurück nach Dresden fahren muss, um sein Auto zu holen und erst spät in der Nacht zurück kommt.

Donnerstag, den 30.07.2020

Beim Frühstück wirft Dirk nochmal einen Blick auf meine kaputte Kamera, er ist ja selbst Fotograf. Aber leider hat auch er keine Erklärung dafür, was mit ihr los ist - ich hatte ja insgeheim gehofft, ich hätte einfach aus Versehen einen falschen Knopf gedrückt und irgendwas verstellt. Aber sie  scheint wirklich kaputt zu sein und ich werden sie Zuhause zur Reparatur bringen müssen. Was hoffentlich noch möglich ist.

Nach dem Frühstück herrscht Aufbruchstimmung und nach und nach reisen die meisten ab. Mama und ich werden netterweise mit zum Bahnhof von Riesa genommen. Unser Urlaub ist noch nicht ganz zu Ende. Wir nehmen den Zug nach Radebeul und machen uns dort auf den Weg zum Karl May Museum. Ich habe schon viel darüber gelesen und wollte dort immer schon mal hin, aber von uns aus ist das ja doch sehr weit. Aber nun sind wir mit den Kanus praktisch dran vorbei gepaddelt - da musste ich einfach einen Extratag einplanen und es auch besuchen! Klaus hat mir vorab schon einiges über das Museum erzählt, da er nicht nur in Radebeul wohnt, sondern auch in der Indianistik-Szene recht aktiv ist.

Als wir am Museum ankommen, bin ich gespannt: Ich hatte vorab per E-Mail gefragt, ob wir für die Zeit der Besichtigung unsere Reisetaschen irgendwo unterstellen dürften. Das sei überhaupt kein Problem, lautete die Antwort. Und tatsächlich: Ich frage an der Kasse nach und eine nette Dame nimmt uns mit zu einem Raum, wo die Taschen eingeschlossen werden. Super!

Das Museum besteht aus mehreren Teilen. In der "Villa Bärenfett", einem über 90 Jahre alten Blockhaus, gibt es Ausstellung zu Indianern Nordamerikas im Allgemeinen und der Indianistik-Szene. Auf dem Gelände befindet sich auch das ehemalige Wohnhaus von Karl May, das man besichtigen kann. Die Räume sind originalgetreu eingerichtet und man kann sich richtig vorstellen, wie er hier gesessen und seine Bücher geschrieben hat. Im Eingangsbereich befindet sich ein Museumsshop, der unter anderem Bücher vom Traumfänger-Verlag und dem Verlag für Amerikanistik im Angebot hat. Logisch, dass ich da nicht mit leeren Händen rausgehen kann ... ;-)

Nach dem Museumsbesuch laufen wir noch ein Stück weiter zum Friedhof und besuchen das Grab von Karl May und seiner Frau Klara. Irgendwie gehört das als Abschluss noch dazu, wenn man schon mal hier ist. Es sieht ziemlich imposant aus.

Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass ich selber nie irgendein Buch von Karl May gelesen habe. Mir war immer schon klar, dass seine Geschichten sehr realitätsfern sind. Trotzdem war es interessant, mehr über sein Leben und die Hintergründe zu erfahren.

Von Radebeul aus fahren wir mit dem Zug nach Dresden und checken dort in unserem Hotel ein. Wir werden noch eine Nacht hier verbringen und erst morgen nach Hause fahren. Als ich in meinem Zimmer auf dem Bett sitze und auf die Straße hinunterschaue, sehne ich mich schon nach meinem Zelt im Wald und dem Schlafsack zurück ....

Naja. Es ist früher Abend, also legen wir nur kurz unsere Sachen ab und machen uns dann wieder auf den Weg, um noch ein wenig von der Stadt zu sehen. Wir kommen an der KeXerei vorbei, einem kleinen Laden, wo es nur Kekse gibt. In allerlei Sorten und Varianten, natürlich auch in vegan und für Hunde :-)

Wir kommen an der Frauenkirche und vielen anderen imposanten Gebäuden vorbei. Es sieht schon alles sehr beeindrucken aus. Als wir das Elbufer erreichen, bleiben wir staunen stehen: HIER sind wir mit unseren Kanus durchgefahren? Wir können es kaum glauben. Die ganzen großen Schiffe, die hier vor Anker liegen - das sieht von hier oben doch schon sehr respekteinflößend aus. Wir laufen an der Elbe entlang und sind erstaunt, wie anders das alles vom Ufer aus wirkt. So vollkommen anders als auf dem Wasser. Nach einer Weile erreichen wir unser Ziel: eine Pizzeria. Sie hatte im Internet sehr gute Empfehlungen und als wir ankommen, ist auch nur noch ein kleiner Tisch direkt neben der Küche frei. Es ist furchtbar warm und laut. Zum Glück wird bald ein Tisch draußen frei und wir wechseln schenll dorthin. Die Pizza ist dann jedenfalls sehr lecker, sodass wir froh sind, den weiten Weg hierher gelaufen zu sein.

 

Freitag, den 31.07.2020

So, jetzt muss ich mich kurz fassen - ich habe das Limit meiner Website erreicht und kann schon keine Bilder mehr hochladen! Wie passend also, dass wir uns heute nach dem Frühstück so langsam auf den Weg in Richtung Bahnhof und nach Hause machen. Die Rückfahrt verläuft dann auch reibungslos.

Was für eine tolle Woche das doch war! Und was man innerhalb einer doch recht kurzen Zeit alles Wunderbares erleben kann! Ich freue mich schon auf die nächste Tour - wo auch immer sie uns hinführen wird ...